In Baveno, kurz hinter dem Wildbach Selva Spessa, steht die Villa Fedora inmitten der Kühle des Gemeindeparks. Der sehenswerteste Teil des Anwesens, der auf den See hinausblickt, hat von Säulen getragene Laubengänge zwischen Erdgeschoss und erstem Stock. Die symmetrischen Fenster mit den blassgrünen Fensterläden, die sich vom Gelb der Fassade abheben, erwecken den Eindruck eines Anwesens aus dem 19. Jahrhundert.
Die Villa Fedora wurde um das Jahr 1857 von Giacinto Mannati aus Turin erbaut, der sie vierzig Jahre später Giuseppe Ceretti übereignet hat. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekam die Villa einen neuen Eigentümer. Es handelte sich um den Hotelier Giuseppe Spatz, der sie nach diversen Um- und Ausbauten seinem Schwiegersohn schenkte, dem berühmten Musiker Umberto Giordano (geb. in Foggia 1867, gest. in Mailand 1948). Diesem ist auch der heutige Name der Villa zu verdanken.
Fedora ist der Name einer Oper, die Giordano im Jahre 1898 komponierte. Nachdem sie mehr als zwanzig Jahre in der Villa gelebt hatten, zogen die Giordanos im Jahre 1924 nach Mailand. Somit endete der glückliche Zeitraum für dieses Anwesen, das danach Schauplatz von unerfreulichen und blutigen Ereignissen wurde.
Nachdem die Familie Giordano die Villa verlassen hatte, wurde diese vom Polytechnischen Institut in London erworben. Im September 1943 fand hier Emil Serman, ein reicher Papierhändler jüdischer Abstammung, zusammen mit seiner Familie Zuflucht. Am Morgen des 14. September bekam er jedoch Besuch von einigen Angehörigen der SS, die ihn am Nachmittag in ihr Hauptquartier brachten, von wo er nie zurückkehrte. In dieser Zeit wurden auch die Frauen der Familie Serman von der SS deportiert. Die SS nutzte diese Gelegenheit, die Villa zu plündern und fand sogar noch die Zeit, in der Villa Feste zu feiern, an denen auch die Hausangestellten zwangsweise teilnehmen mussten.
Danach wurde in der “Fedora” die Opera Nazionale Maternità Infanzia untergebracht, eine Hilfsorganisation, die sich um den “Schutz und die Unterstützung verlassener und bedürftiger Schwangeren und Mütter kümmern sollte, sowie um Kinder, Säuglinge und Kleinkinder bis zum fünften Lebensjahr, die aus bedürftigen Familien stammen, die nicht die nötigen Mittel haben, um eine angemessene Pflege für ein vernünftiges Heranwachsen zu garantieren, und ausserdem um Kinder, die psychische oder physische Schwierigkeiten haben, und Minderjährige, die materiell oder moralisch verlassen wurden”.
Derzeit gehört die Villa der Industrie und Handelskammer des VCO ( = Verbania-Cusio-Ossola), die dort ihren Sitz hat und vor kurzem Restaurierungsarbeiten vornehmen liess.
Die Villa Fedora liegt an der “Simplonstrasse”, nach der Brücke über den Fluss Selva Spessa im Zentrum von Baveno. Der prächtige englische Park voller Eichen, Kamelien, Mimosen und Azaleen ist in den Sommermonaten geöffnet.
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