Der Palazzo Borromeo, der am südlichen Ufer der Isola Madre Lago Maggiore erbaut wurde, erhebt sich auf dem höchsten Punkt der Insel und dominiert somit die Landschaft.
Im Jahre 1501 wurde dem Grafen Lancellotto Borromeo das Eigentum an der Isola Madre von Seiten der Kurie von Novara übertragen. Von dem Augenblick an begannen die Bauarbeiten zur Schaffung der Privatresidenz der Adelsfamilie auf dieser Insel. Lanzellotto verstarb schon zwölf Jahre später, ohne dass er die Vollendung seines Werks miterleben konnte. Die Bauarbeiten wurde dann unter Leitung seiner Erben fortgesetzt, insbesondere unter Renato Borromeo, dem es zu verdanken ist, dass die Bauleitung 1585 dem Architekten Pellegrino Ribaldi übertragen wurde. Dieser Architekt hat dem Palast zu seinem heutigen Aussehen in seiner typisch manieristischen Strenge verholfen.
Der Grundriss ist in Form eines L-s angelegt, wobei die längere Fassade und die wichtigen Räume alle Richtung Süden ausgelegt sind, damit die Sonne voll ausgeschöpft werden kann. Der Zugang zum Palast erfolgt über zwei Anlegestellen, die jeweils am nördlichen und südlichen Ufer gelegen sind. Von der letztgenannten Anlegestelle aus gelangt man zu einem Vorplatz namens “della Cappella” und von da aus über eine auf die obere Ebene führende Treppe zum Haupteingang des Palastes. Die nördliche Anlegestelle ist jedoch von größerer Bedeutung. Nachdem man durch ein Tor eingetreten ist, kann man eine Freitreppe hinauf steigen und über die ganze Insel hinweg zu einem Platz vor dem Palast gelangen. Nach einigen weiteren Stufen erreicht man das Erdgeschoss, das sich, wie auch der erste Stock, durch einen Laubengang auszeichnet, in dem sich Kreuzbögen mit quadratischen Öffnungen abwechseln.
Die Räumlichkeiten des Palasts wurden ab dem Jahre 1978 mit verschiedenen Einrichtungsgegenständen ausgestattet, die aus den zahlreichen historischen Anwesen der Familie Borromeo stammen, und beherbergen zahlreiche Kunstwerke, wie z.B. Gobelins, Möbel und Gemälde aus dem lombardischen 17. Jahrhundert. So soll den Besuchern der Lebensstil dieser Epoche anschaulich gemacht werden, wozu auch noch Puppen beitragen, die Kleidungsstücke vergangener Jahrhunderte tragen.
Die Säle im Erdgeschoss sind durch Tonnengewölbe, Regenschirmgewölbe oder Pavilliongewölbe überspannt. Eine Treppe verbindet das Erdgeschoss mit dem ersten Stock, wo die Räume Kassettendecken oder solche mit Holzbalken aufweisen. Besonders malerisch ist der südöstliche Saal, der mit Tromp-l'oeils ausgeschmückt ist, die Pergolen, Blumen und Kletterpflanzen darstellen. Interessant ist auch der Salone di Ricevimento (Empfangssaal), wo an den Wänden Gemälde mit biblischen Motiven hängen, die von Stefano Danedi, genannt il Montalto, Ercole Procaccini dem Jüngeren und Giovan Battista Costa stammen. Der Sala delle Stagioni (Jahreszeitensaal) wird durch einen beeindruckenden Gobelin beherrscht, und der Sala delle Bambole (Puppensaal) verfügt über eine wichtige Sammlung von Puppen aus dem 19. Jahrhundert aus Frankreich und Deutschland. In diesem Palast befindet sich eine weitere einzigartige Sammlung von Marionetten und Puppentheatern aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert.
Dort, wo früher die antike Kirche von <San Vittore stand, befindet sich heute die Grabkapelle der Familie Borromeo, die auf Wunsch von Vitaliano VIII im Jahre 1858 erbaut wurde. Der Palast wird von einem wundervollen Garten umgeben, der dermaßen bezaubernd ist, dass er von Gustave Flaubert als „Paradies auf Erden“ bezeichnet wurde. Neben kostbaren und exotischen Düften findet man hier eine vielfältige Fauna mit Pfauen, Fasanen und Papageien vor.
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