Sangiano ist ein kleines Dorf mit etwas mehr als tausendzweihundert Einwohnern, ungefähr zwanzig Kilometer von Varese entfernt. Vom darüber gelegenen Berg kann man eine spektakuläre Aussicht auf den mittleren Teil des Lago Maggiore geniessen. Die Geschichte und der Name des Ortes sind auf die sonderbare Legende des berühmten Ritters Giano da Cannero zurückzuführen. Der Ortsname hat zwei weitere mögliche Ursprünge: etwas unwahrscheinlicher ist der Ursprung in der römischen Gottheit Giano Bifronte zu suchen. Wahrscheinlicher ist er auf ein San Giovanni gewidmetes antikes Gebäude zurückzuführen, was durch Überlieferungen belegt wird, in denen das Dorf mit „Sangiuan“ bezeichnet wurde.
Als Geburtsort des Nobelpreisträgers Dario Fo kann die Altstadt auf eine stark mit Legenden ausgeschmückte Geschichte zurückblicken.
Man erzählt sich in der Tat, dass sich vor einigen Jahrhunderten auf dem Hochplateau über Laveno eine Burg befand, die von einer Dame, die jedoch eine Hexe war, bewohnt wurde. Viele Ritter, die dorthin aufbrachen, um der wundervollen Dame ihre Aufwartung zu machen, wurden nie wieder gesehen. Nur der mutige Giano, der von einer kleinen Insel neben Cannero stammte, schöpfte daraufhin Verdacht und brach mit einem Trupp Männer auf, den er in der Nähe versteckte. Die Schlossherrin lud ihn ein, mit ihr die Nacht zu verbringen. Morgens jedoch wurde er durch ihre Wachen geweckt und sollte geopfert werden. Zur festgelegten Zeit brachen die Ritter des Giano in die Burg ein, metzelten die Wachen nieder und zündeten an allen Ecken ein reinigendes Feuer an. Die böse Schlossherrin zog es vor, sich in die Flammen zu werfen, um nicht gefangengenommen zu werden.
Die historischen Quellen belegen, dass am Ende des 15. Jahrhunderts der Herzog von Mailand Gian Galeazzo Sforza Sangiano als Lehen seinem Jagdaufseher übergab. Mitte des siebzehnten Jahrhunderts wurde das Dorf von den Besozzi gekauft, in deren Besitz es bis zum Jahre 1811 blieb. Hundertsechzehn Jahre später wurde die Provinz Varese gegründet, und Sangiano wurde mit Leggiuno zusammengelegt, von dem es aber im Jahre 1963 wieder abgetrennt wurde.
Die malerische kleine Kirche von S. Maria del Rosario, die bereits in einigen Dokumenten aus dem 13. Jahrhundert erwähnt wird, bewahrt in ihrem Inneren wertvolle Freskomalereien aus dem sechzehnten Jahrhundert auf.
Wenn man die Strasse zum Hügel monte Picuz, die zum Teil aus Schotter besteht, entlangfährt, gelangt man nach S. Clemente, einem Viertel mit einigen einfachen Häusern und einer gleichnamigen kleinen romanischen Kirche: sie wird bereits im vierzehnten Jahrhundert erwähnt, ist jedoch mit Sicherheit älter. Die Kirche wurde an einer Stelle errichtet, an der römische und prähistorische Funde zu Tage gefördert worden sind. Die Apsis ist aus der Zeit zwischen dem 9. und 10. Jahrhundert, wobei die Mauern des Kirchenschiffes aus den nachfolgenden Jahrhunderten stammen. Bei den Restaurierungsarbeiten im Jahre 1965 ist in der Apsis ein Mosaik zum Vorschein gekommen, das aus schwarzen und weissen Mosaiksteinchen sowie aus Backsteinen (cotto) besteht und aus der Karolingerzeit stammt. Auf der rechten Wand wurde ein Freskofragment gefunden, das einen heiligen Bischof darstellt (12. – 13. Jahrhundert); auf der linken Seite sind symbolische Tiere abgebildet. In der Nähe wurde ein Beinhaus gefunden, das aus Granit besteht, der in Baveno abgebaut wird. Die Aussicht ist atemberaubend vor allem in Richtung Laveno, Valcuvia und in Richtung des Sasso del Ferro.
Sehr interessant sind auch die antiken steinernen Wäschewaschbecken in der Via IV Novembre und via Puccini, aber vor allem auch die historische Villa Fantoni, die 1983 in das Eigentum der Gemeinde Sangiano übergegangen ist aufgrund des Vermächtnisses der Frau Maria Enrichetta Fantoni. Das elegante Anwesen, das auch eine Scheune und einen grossen dem Publikum zugänglichen Park umfasst, wird von der Gemeindeverwaltung dazu verwendet, kulturelle und der Erholung dienende Veranstaltungen zu beherbergen.