Dem Palazzo Estense in Varese wurde von Stendhal der Spitzname "Versailles di Milano" verliehen.
Er ist ein Meisterwerk des Architekten Giuseppe Bianchi und befindet sich in der Via Sacco, unweit vom Zentrum der Stadt entfernt.
Der Palazzo Estense wurde zwischen 1766 und 1771 auf Geheiß des Herzogs von Modena Francesco III d'Este erbaut. Dieser hatte die Herrschaft über Varese von Maria Theresia übernommen, und es drängte ihn, einen eigenen Hofstaat zu unterhalten. Der Herzog hatte das Gebäude im Jahre 1765 erworben, als es noch die Villa von Tommaso Orrigoni war.
Der Architekt Giuseppe Bianchi fügte dem Originalgrundriss in U-Form, der die Orrigoni-Villa auszeichnete, noch zwei Flügel hinzu. Die Restaurierung des Gebäudes und des Gartens, die im Jahre 1787 vollendet wurden, basieren auf den Entwürfen von Bianchi. Dieser liess sich von der kaiserlichen Residenz Schönbrunn in Wien inspirieren und schuf einen der interessantesten Gärten der Lombardei im Stil des 18. Jahrhunderts. Der eindrucksvolle Brunnen auf der Freifläche vor dem Palast direkt nach dem Erdgeschoss bildet den idealen Höhepunkt des Gartens, der mit seinen sanften Abhängen, dem Belvedere, seinen Alleen aus Hainbuchen, Spazierwegen und bunten Blumenbeeten zu Recht als einer der schönsten öffentlichen Parks Italiens angesehen werden kann. Vom höchsten Punkt des Hügels aus eröffnet sich ein weites Panorama über die Stadt Varese.
Die Giardini Estensi können als das wichtigste Element des Komplexes angesehen werden und verschmelzen im Hintergrund kontinuierlich mit dem Park der Villa Mirabello.
Die neutrale Gestaltung der Fassade in Richtung Stadtmitte steht in großem Gegensatz zu der interessanteren Seite in Richtung Garten. Sie weist die für das lombardische "barocchetto" typische Aufteilung auf, ist aber auch nicht frei von neoklassischen Einflüssen mit weissen Lisenen und Gurtgesimsen, die sich vom Rosa des Putzes abheben. Am Giebel befindet sich eine Sonnenuhr, die vom herzoglichen Adler beherrscht wird.
Sehr wertvoll ist der Salone Estense, auch "Salone d'onore" (Ehrensaal) genannt, der im Erdgeschoss liegt und von Bosellini mit illusionistischer Architektur versehen wurde. Er enthält auch ein großes zentrales Medaillon mit einer Freskomalerei von . Beim Betreten bilden der grosse Kamin aus vielfarbigem Marmor und die eleganten Kristalllüster einen Blickfang. In diesem Saal werden häufig Konferenzen und Konzerte veranstaltet.
Im ersten Stock findet man Nischen mit Frauenbüsten aus dem 18. Jahrhundert und einige originale Lampenhalter mit Putten aus Stuck. Wenn man den Blick nach oben richtet, sieht man ein weiteres Medaillon aus der Hand von Ronchelli, das ziemlich beschädigt ist und den Rückzug des Francesco III d'Este nach Varese darstellt. Im ersten Stock befindet sich der Ballsaal, dekoriert mit Gemälden aus dem 16. und 17. Jahrhundert, unter denen sich eine Jungfrau mit Kind aus der Schule von Morazzone besonders hervorhebt.
Der Palast ist derzeit Sitz des Rathauses und der städtischen Bibliothek.
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